In diesem Experiment wird die Temperaturentwicklung untersucht, die beim Mischen eines handelsüblichen Abflussreinigers (mit Natriumhydroxid, NaOH) mit Wasser auftritt. Mithilfe einer Wärmebildkamera wird der Temperaturverlauf während des Lösungsvorgangs aufgezeichnet. Ziel des Experiments ist es, die thermische Reaktion und die damit verbundene Wärmeentwicklung zu verstehen.
Null-Hypothese: Die Temperatur der Lösung steigt während des Lösungsvorgangs nicht signifikant an.
1. Einleitung
Abflussreiniger enthalten häufig Natriumhydroxid (NaOH) oder Kaliumhydroxid (KOH), beides starke Laugen, die in Wasser stark exotherm reagieren1[Exotherme Reaktion: Eine chemische Reaktion, bei der Energie in Form von Wärme freigesetzt wird]. Diese chemischen Reaktionen setzen Wärme frei, was in vielen praktischen Anwendungen von Bedeutung ist. In diesem Experiment wird der Lösungsvorgang eines Abflussreinigers in Wasser untersucht, um die Temperaturveränderung mithilfe einer Wärmebildkamera aufzuzeichnen.
2. Material und Methoden
Material:
- Abflussreiniger (mit NaOH oder KOH)
- Destilliertes Wasser
- Thermometer
- Becherglas
- Rührstab oder Magnetrührer (optional)

Methoden:
- Ein Becherglas wird mit 90 ml destilliertem Wasser gefüllt.
- 10 g Abflussreiniger wird vorsichtig in das Wasser gegeben.
- Die Temperatur wird regelmäßig mit einem Thermometer gemessen. (Hier wird eine Wärmebildkamera wird auf das Becherglas gerichtet und der Temperaturverlauf während des Lösungsvorgangs aufgezeichnet.
- Ein kontinuierliches Rühren sorgt für eine gleichmäßige Lösung.
- Die Temperaturentwicklung wird dokumentiert und anschließend analysiert.
3. Ergebnisse
Die Beobachtungen zeigen einen signifikanten Anstieg der Temperatur, sobald der Abflussreiniger in Wasser gelöst wird. Die Wärmebildkamera erfasst eine deutliche Temperatursteigerung, die parallel zum Fortschreiten des Lösungsvorgangs verläuft.
4. Diskussion
Die Temperaturerhöhung während des Lösungsvorgangs lässt sich durch eine exotherme Reaktion erklären. Eine exotherme Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der mehr Energie in Form von Wärme freigesetzt wird, als zur Initiierung der Reaktion aufgewendet werden muss. In diesem Fall reagiert das Natriumhydroxid (oder Kaliumhydroxid) im Abflussreiniger mit Wasser, wobei Wärme freigesetzt wird. Diese Wärme sorgt für den Anstieg der Temperatur im Becherglas.
Die chemische Reaktion, die bei der Auflösung von NaOH in Wasser abläuft, lautet:
NaOH (s) + H2O (l) → Na+(aq) + OH−(aq) + Wärme
Diese Reaktion ist exotherm, weil die Bildung von Na+-Ionen und OH–-Ionen aus NaOH mehr Energie freisetzt, als benötigt wird, um die Verbindung zu lösen. Die Null-Hypothese ist widerlegt.
Der Lösungsvorgang
Wenn NaOH (oder KOH) in Wasser gegeben wird, passiert folgendes:
- Lösen der Feststoffmoleküle:
Zunächst zerfällt der feste Abflussreiniger in seine Ionen, Na+ (Natrium-Ion) und OH– (Hydroxid-Ion)2[Hydroxid-Ion: Ein negativ geladenes Ion, das aus einem Sauerstoff- und einem Wasserstoffatom besteht und in Basen wie NaOH vorkommt]. Dies geschieht durch den Kontakt mit Wasser, das als Lösungsmittel wirkt. Wasser ist ein sehr gutes Lösungsmittel, weil es Polarität3[Polarität: Die Polarität eines Moleküls beschreibt die Verteilung von elektrischen Ladungen innerhalb des Moleküls, wobei es an einem Ende eine partiell negative und am anderen Ende eine partiell positive Ladung aufweist, was durch unterschiedliche Elektronegativitäten der beteiligten Atome verursacht wird.] besitzt und somit die Ionen des Salzes (NaOH) anzieht und umgibt. - Dissoziation der Moleküle:
Der Abflussreiniger, meist in Form von NaOH, löst sich in Wasser und dissoziiert (zerfällt) in Natrium-Ionen (Na+) und Hydroxid-Ionen (OH–). Diese Ionen sind in der wässrigen Lösung nun frei beweglich.
NaOH (s) → Na+(aq) + OH–(aq)
Der Vorgang der Dissoziation benötigt Energie, da die Ionen in der festen Verbindung durch starke Bindungen miteinander verbunden sind. Um diese Bindungen zu lösen, muss Energie aufgebracht werden. - Freisetzung von Energie:
Beim Übergang von den festen NaOH-Molekülen zu den freigesetzten Ionen in der Lösung wird jedoch mehr Energie freigesetzt als beim Aufbrechen der Bindungen des festen NaOH. Dies liegt daran, dass die Wasser-Moleküle, die nun die Ionen umgeben (hydratisieren), starke Wechselwirkungen mit den Ionen eingehen.
Diese Wechselwirkungen sind die sogenannten hydratisierenden Wechselwirkungen, bei denen die Wasser-Moleküle die Na+-Ionen und OH–-Ionen stabilisieren, indem sie eine Art Hülle um die Ionen bilden. - Wärmefreisetzung:
Wenn diese Wechselwirkungen entstehen, wird die freigesetzte Energie als Wärme an die Umgebung abgegeben. Diese Energie stammt aus der exothermen Natur der Reaktion und erklärt den Temperaturanstieg. Es wird also mehr Wärme freigesetzt, als für die Aufspaltung der NaOH-Moleküle notwendig war.
Analogie zur Energieübertragung
Man kann sich diese Reaktion wie das Zusammenziehen von Gummibändern vorstellen: Wenn man ein Gummiband dehnt, braucht es Energie, um es in eine größere Form zu bringen (das ist die Dissoziation der festen Moleküle). Wenn das Gummiband dann losgelassen wird, zieht es sich zusammen und gibt die gespeicherte Energie in Form von Wärme ab (die Bildung der Wasser-Ionen-Wechselwirkungen).
Dieser Prozess erklärt, warum die Lösung beim Mischen von Abflussreiniger mit Wasser heiß wird – es handelt sich um eine exotherme Reaktion, bei der mehr Energie freigesetzt wird, als für das Lösen des Abflussreinigers benötigt wird.
Es gibt jedoch auch Reaktionen, bei denen das Gegenteil passiert: Wenn bestimmte Stoffe in Lösung gebracht werden, kann die Lösung dabei stark abkühlen. Ein Beispiel dafür sind die Auflösungen von Salzen wie Ammoniumchlorid (NH4Cl) in Wasser. In diesem Fall wird mehr Energie benötigt, um die Ionen in Lösung zu bringen, als bei der Dissoziation4[Dissoziation: Der Prozess, bei dem eine chemische Verbindung in ihre Ionen oder Moleküle zerfällt, oft unter Einfluss von Lösungsmitteln] freigesetzt wird, was zu einer merklichen Abkühlung führt. Solche endothermen Reaktionen sind ebenfalls häufig in der Chemie zu finden und haben in vielen technischen Prozessen Bedeutung.
Exotherme Reaktionen spielen eine Rolle in vielen alltäglichen Phänomenen. Ein Beispiel ist die Verwendung von Abflussreinigern. Diese Produkte enthalten starke Laugen wie NaOH oder KOH, die mit organischen Verstopfungen wie Fett oder Haare reagieren und dabei Wärme freisetzen. Diese Wärme hilft, die Verstopfungen zu lösen und den Abfluss zu befreien. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von heißem Wasser in der Industrie, wo exotherme Reaktionen genutzt werden, um die Temperatur zu erhöhen und chemische Prozesse zu beschleunigen.
Warum enthält Abflussreiniger NaOH oder KOH?
Abflussreiniger enthalten NaOH oder KOH, weil diese Laugen sehr effektiv organische Stoffe wie Fette, Haare oder Seifenreste auflösen können. NaOH (Natriumhydroxid) und KOH (Kaliumhydroxid) sind starke Basen, die in Wasser stark dissoziieren und die Bildung von Hydroxid-Ionen (OH–) ermöglichen. Diese Ionen können Fette emulgieren und organische Verbindungen zersetzen, wodurch die Verstopfung im Abfluss gelöst wird.
Sicherheit
Beim Umgang mit Abflussreinigern ist Vorsicht geboten, da diese starke ätzende Substanzen enthalten. Schutzbrillen, Handschuhe und ein Laborkittel sollten getragen werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass keine direkten Hautkontakt mit den ätzenden Substanzen erfolgt und dass die Wärmebildkamera nicht in Kontakt mit heißen Flüssigkeiten kommt.